Nachhaltiger Fleischkonsum: Wie wir einen bewussten Umgang mit Fleisch finden

Es wird immer klarer, Fleisch aus Massentierhaltung ist nicht vertretbar und ein Umdenken ist dringend nötig. Hast du dir auch schon mal Gedanken über deinen eigenen Fleischkonsum gemacht? Hinterfragst du deine Gewohnheiten, aber weißt nicht genau, wie du eine Veränderung angehen sollst? Oder ob das überhaupt was bringt?

Damit bist du nicht allein! Das Jahr 2022 ging mit dem niedrigsten Fleischverbrauch pro Kopf seit 30 Jahren in die Geschichte ein, wie die Tagesschau berichtet hat. Gesunken ist der Verbrauch auf 52 kg pro Kopf. Rund vier Kilogramm weniger als im Vorjahr. Das Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens nimmt demnach einen immer größeren Platz in unserer Gesellschaft ein. Die häufigsten Gründe für Verzicht oder Reduktion des Fleischkonsums sind das Tierwohl, die eigene Gesundheit und die Umwelt. Wir möchten näher auf die Frage schauen, welche Gründe es für eine Veränderung des eigenen Konsums gibt und wie man Fleisch nachhaltiger verzehren kann, um zu zeigen, dass jede Veränderung des eigenen Konsums einen Unterschied macht. Denn unsere Ernährung ist einer der Hauptaspekte, wo wir aktiv etwas zum Schutz der Umwelt beitragen können. 


 

Müssen wir unseren Fleischkonsum ändern?

Es steht fest: Ja, wir müssen unseren Fleischkonsum verändern. Fleisch, Milch und Milchprodukte zusammen verursachen aktuell rund 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Essgewohnheiten der Deutschen: Der niedrigste Fleischkonsum in Deutschland lag bei ungefähr 14 kg pro Kopf und Jahr um 1900. Zwischen 1961 und 2011 ist er dann von rund 64 kg auf circa 90 kg pro Jahr gestiegen, also ist er in diesen 50 Jahren um ein Drittel gestiegen.  Das, obwohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung aus Gesundheitsgründen empfiehlt, den Konsum von 300-600 g Fleisch pro Woche nicht zu überschreiten. Würden wir diese Regel beachten, würde der Verbrauch pro Kopf jährlich bei 15,6 kg - 31,2 kg liegen. Damit müssten die Deutschen ihren Fleischkonsum mehr als halbieren. Am liebsten verspeist werden übrigens abgepackte Wurstprodukte sowie frische Wurst und Fleischwaren von der offenen Fleischtheke. Durch den Fleischverzehr allein verursacht ein Deutscher in 10 Jahren  5.785 kg CO2.

Das Problem: Massentierhaltung

Die Bedingungen für Tiere in Massenhaltung sind unzumutbar, deshalb bleiben sie für unsere Augen und Ohren nicht zufällig beinahe unsichtbar. Was sich in den Gebäuden abspielt, ist nicht zu beschönigen, es bleibt qualvoll: Geflügel, Rind und Schwein leiden gleichermaßen unter Enge, Stress und massiven gesundheitlichen Einschränkungen. Durch mangelnde Hygiene und schlechte medizinische Versorgung werden die Tiere krank. Da rassespezifische Bedürfnisse, wie etwa das Wälzen oder die Futtersuche bei Schweinen, nicht erfüllt werden, entsteht immenser Frust. Dieser führt letztendlich dazu, dass die Tiere sich gegenseitig verletzen. Zudem sind Schweine häufig vielen Transporten ausgesetzt, da es unterschiedliche Ställe zur Aufzucht, Mast etc. gibt, die in verschiedenen Betrieben liegen. 12 Prozent der Kühe müssen noch immer in Anbindehaltung verbringen, sehen kein Tageslicht und können sich nicht bewegen. Auch wenn die Käfighaltung für Geflügel verboten wurde, haben sie auch in der Bodenhaltung zu wenig Platz, 9-18 Hennen dürfen je nach Stalleinrichtung pro Quadratmeter gehalten werden. Die Massentierhaltung ist eine Folge des exzessiven Fleischkonsums. Würde sich dieser senken, müssten Tiere nicht mehr auf Masse gehalten werden.


Ökobilanz von Fleisch

Auch die Umwelt leidet unter den Folgen der Massentierhaltung, wie etwa dem Ausstoß von Methan, CO2 und Lachgas. Diese Gase stammen hauptsächlich aus der Landwirtschaft (Lachgas bis zu 77 Prozent). Sie entstehen nicht nur in der Haltung, sondern in großen Mengen auch durch Transporte und den Futteranbau. Der Einfluss der Landwirtschaft auf den Klimawandel ist somit größer als man denkt. Warum sind diese Gase denn überhaupt so schädlich? CO2 ist vor allem so problematisch, da es hunderttausende Jahre in unserer Atmosphäre verweilt. Knapp 8 Prozent der CO2-Emissionen kommen durch die Landwirtschaft zustande. Lachgas ist fast 300-mal so schädlich wie CO2 und Methan ist besonders schädlich, da eine Tonne Methan als Äquivalent zu 25 Tonnen CO2 gesehen werden kann. Hauptsächlich sind die Methan-Emissionen auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen. Ein Vergleich: Ein Kilo Rindfleisch setzt umgerechnet etwa 12,3 Kilo CO2 frei. Ein Kilo Mischbrot hingegen nur 590 Gramm und ein Kilo Äpfel verursacht nur 250 Gramm CO2.

Was weiterhin für eine schlechte Umweltbilanz sorgt, sind die Massen an Futter, die für die Nutztiere zum Verzehr angebaut werden müssen, sowie die Flächen, die dadurch zu Agrarland werden. Um neues Agrarland zu gewinnen, werden Wälder abgeholzt, in denen heimische Tierarten zu Hause sind. Insgesamt werden 60 Prozent der Flächen für den Futteranbau der Tiere verwendet, da kann man sich vorstellen, wie es stattdessen aussähe, wenn es nur noch die Hälfte an Nutztieren geben würde.

Auch beim Transport der Schlachttiere und der Verarbeitung und Kühlung des Fleisches werden viele Ressourcen verbraucht. Zum Transport ist es schwer, absolute Zahlen aufzustellen, aber für eine bessere Vorstellung: Deutschland exportiert pro Jahr rund 80.000 Zuchtrinder an Drittstaaten außerhalb der EU, Tiere werden meist mehr als einmal transportiert und die Waren müssen auch noch an die Warenlager gebracht werden. Das Futter wird billig nach Deutschland eingeflogen. 

Außerdem ist der Wasserverbrauch für Fleisch immens hoch: Kaum ein Lebensmittel verbraucht in der Produktion so viel Wasser. In 1 kg Rindfleisch stecken im globalen Durchschnitt 15.415 Liter, in 1 kg Schweinefleisch 5.988 Liter und in 1 kg Geflügelfleisch 4.325 Liter Wasser. Weltweit ist die Landwirtschaft für 70 Prozent des Wasserverbrauchs verantwortlich. 

Wir sehen, dass die Massentierhaltung das Tierwohl und die Umwelt stark belasten, daher käme ein nachhaltiger Konsum von Fleisch beidem zugute! Fakt ist auch, dass die Ernährung einer der vier Hauptpunkte neben der eigenen Mobilität, Flugreisen und dem Haushalt ist, wo wir als Privatperson CO2 produzieren und es daher absolut sinnvoll ist, hier anzusetzen. Aber ist es überhaupt möglich, nachhaltig Fleisch zu essen?

Kann Fleisch überhaupt nachhaltig sein?

Die Antwort darauf sollte wohl “teilweise” lauten. Eine reine pflanzliche Ernährung wird immer nachhaltiger sein als eine gemischte Ernährung, dennoch kann auch der Konsum von Fleisch deutlich nachhaltiger sein, als er es in den meisten Haushalten aktuell ist. Würde sich der Fleischkonsum der Deutschen grob auf im Schnitt 470 Gramm pro Woche halbieren, sähe die Öko-Bilanz schon wesentlich besser aus. Die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen von derzeit rund 210 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr könnten um 27 Prozent reduziert werden.  


Es gibt viele unterschiedliche Diskussionsrunden, in denen über Bio- und Weidetierhaltung debattiert wird. Fakt ist, dass beide Haltungsformen mehr Weideflächen benötigen und dass dies bei einem extrem hohen Fleischkonsum schwer zu decken ist. Dem ist aber entgegenzubringen, dass für die Kühe weniger Futter angebaut werden muss, wenn diese sich mehr bzw. ausschließlich auf der Weide befinden. Weniger Kühe durch Weide- und Bio-Haltung würden zudem einen geringeren Methan-Ausstoß bedeuten. Bio ist aber vor allem unverzichtbar für das Einhalten strengerer Auflagen, die das Tierwohl verbessern. Darum ist festzuhalten, dass Bio zusammen mit der Konsumreduzierung eine mögliche Alternative darstellt, vor allem, da sich Bio-Landwirt:innen insgesamt mehr für den Schutz der Umwelt einsetzen (mehr dazu in unserem Blogartikel (
Warum Bio? Das steckt hinter biologischer Landwirtschaft)

3 Tipps, wie du bewusster und nachhaltiger Fleisch konsumieren kannst:

1. Den eigenen Fleischkonsum reduzieren

Am offensichtlichsten ist es wohl, den Fleischkonsum so weit zu reduzieren, wie es für uns möglich ist. Wenn wir vegetarische und/oder vegane Tage einführen, kann die Überraschung groß sein, auf welche tollen neuen Gerichte man stößt. Statt Verzicht-Tage sollten wir diese als Grund ansehen, mal wieder in der Küche zu experimentieren. In der Woche maximal dreimal Fleisch zu essen, könnte schon dafür sorgen, den pro Kopf Verbrauch zu halbieren, wenn wir nicht über 600 g kommen. 

 

2. Bewusst einkaufen (regional, demeter, per App)

Eine bewusste Ernährung beginnt beim Einkauf: Achtet man hier auf Bio, unterstützt man zuallererst Landwirt:innen, die ressourcenschonender arbeiten und durch eine bestimmte Anpflanzreihenfolge, die Nährstoffe in den Böden erhalten. 

Ökologische Landwirtschaft schützt somit Klima und Umwelt und vermeidet den Einsatz von genetisch veränderten Futtermitteln. Die Standards in der Tierhaltung sind höher, insbesondere bei den Anbauverbänden wie Demeter, Naturland und Bioland. 

Wer zusätzlich auf Regionalität achtet, vermeidet lange Transportwege und schützt somit auch das Klima.

Es gibt auch noch einige Konzepte, wie man einen größeren Beitrag leisten kann. Zum Beispiels gibt es “Solidarische Landwirtschaft”, bei der du dich mit um die Tiere kümmerst, der Gemeinschaft einen Beitrag zahlst und dafür regelmäßig Fleisch und Gemüse vom Bauernhof bekommst. Oder “Crowd-Butching” zum Beispiel sorgt für eine restlose Verwertung der Tiere. Online kannst du Fleischstücke von beispielsweise Kuh oder Schwein auswählen und das Tier wird erst geschlachtet, wenn alle Teile verkauft sind.

 

3. Wild und Weidefleisch

Die Tiere profitieren natürlich davon, auf einer Weide zu leben. Die Sorge, wir hätten dafür nicht die nötigen Weideflächen, ist groß. Es ist jedoch so, dass die Weideflächen nicht in Konkurrenz mit unseren Anbauflächen stehen, da beide sehr unterschiedliche Kriterien erfüllen müssen. Nahrungskonkurrenz zu uns besteht nicht, denn viele Anbauflächen fallen dadurch weg, dass sich die Tiere hauptsächlich von frischem Gras ernähren. Dadurch kann es auch ein positiver Beitrag fürs Klima sein. 

Wer noch einen Schritt weitergehen will, ohne auf Fleisch zu verzichten, leistet mit dem Einkauf und dem Verzehr von Wildfleisch einen Beitrag zum Klimaschutz.


Wichtig ist aber: Klimaneutrales Wildfleisch kann nur vom heimischen Wild, nicht aber von Wildtierfarmen stammen. Auf Wildtierfarmen werden Tiere wie Hirsche, Rehe und Wildschweine in einem Gehege gehalten, der Handel mit diesem Fleisch ist international und dabei nicht immer legal. Wenn man hingegen heimisches Wildfleisch konsumiert, kann man sicher sein, dass das Fleisch frei von Hormonen und Medikamenten ist. Die frische Ware kann man direkt von Forstbetrieben oder Jäger:innen bekommen. Auch hier kann ein digitaler Helfer zum Einsatz kommen: In der “Wildfleisch-App” bieten Jäger:innen aus deiner Region ihre Produkte an. Diese Tiere sollen nur zur "Bestandsregulierung" geschossen worden sein.

Nachhaltigerer Fleischkonsum ist möglich

Wie du siehst, ist es also durchaus möglich, einen nachhaltigeren Fleischkonsum zu erreichen. Trotzdem beinhaltet ein bewusster Fleischkonsum immer auch eine Reduzierung der Mengen und Häufigkeit des Essens, damit gute Haltungsbedingungen möglich sind. Und natürlich ist beispielsweise die Anzahl der Wildtiere begrenzt, sodass man mehr auf Genuss statt auf Masse setzen sollte, wenn man sich ein Stück Fleisch kauft. Welcher Weg es am Ende sein soll, musst du natürlich für dich selbst entscheiden, aber vielleicht konnte dich dieser Beitrag ja zu einigen Veränderungen inspirieren.

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1 Kommentar

Leider kommen unsere Kühe im Artikel ein bisschen zu schlecht weg. Sie können auf Flächen, wo nur Gras gedeihen kann, dieses in wunderbare Lebensmittel für uns Menschen verwandeln ( Fleisch und Milch). Von solchen Flächen haben wir nicht wenige in Deutschland. In einer Kreislaufwirtschaft haben Kühe ihren wichtigen Platz auch, da ihr Dünger zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit beiträgt.
Das richtige Maß ist gefragt, wie eigentlich immer.
Schon gewusst?
Die Massentierhaltung entwickelte sich parallel der Expansion der Aldimärkte.

Birgit

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